Drucken

Romanistik/Anglistik

 

Herbert Schöffler (1888–1946)
von Frank-Rutger Hausmann


 
    Herbert Schoeffler (1888–1946)
      Herbert Schöffler (1888–1946) © Foto Schnell, Tübingen


Einen relativ geringen Stellenwert nahm und nimmt die Anglistik im Verlagsprogramm ein, obschon Herbert Schöffler ein Mitarbeiter des Verlags der ersten Stunde war. Dies hing jedoch mit seinen weit gespannten historischen und soziologischen Interessen zusammen, die über den Bereich der engeren anglistischen Sprach- und Literaturwissenschaft in geistes- und kulturwissenschaftliche Bereiche ausgriffen. Schöffler steuerte selber Arbeiten zur Bedeutung des englischen Puritanismus und seiner ökonomischen Konsequenzen für Großbritannien bei, die durch seinen Kölner Nachbarn Alfred Müller-Armack, den späteren Staatssekretär Ludwig Erhards, angeregt worden waren. Mit seinen Schülern Hans H. Glunz, der Shakespeare-Arbeiten und eine von Ernst Robert Curtius heftig befehdete Arbeit zur Literarästhetik des europäischen Mittelalters beisteuerte, bzw. Wolfgang Clemen (Shelleys Geisteswelt, 1948) kamen jedoch wirklich anglistische Titel ins Verlagsprogramm. Nach dem Krieg fand diese Ausrichtung keine Fortsetzung, da Schöffler sich im Jahr 1946 das Leben nahm. Er hatte die Versetzung von Köln, wo er sich mit dem dortigen Gauleiter gestritten hatte, nach Göttingen nicht verkraftet. Von der Reihe Abendland (Alte Folge) betreute er die ersten sieben Bände, auch sie keiner Philologie, sondern einer allgemeinen Geistesgeschichte zuzuordnen, bis diese Reihe in der Neuen Folge an Eckhard Heftrich und Wido Hempel überging. Schöffler war sich in der NS-Zeit mit dem Verleger in der Zurückweisung von Arbeiten einig, die dem zeitüblichen Diskurs und dessen Rhetorik folgten. In Zweifelsfällen figurierte er als moralisches Gewissen. So warf er Vittorio Klostermann die Publikation von Fritz Schachermeyrs Lebensgesetzlichkeit in der Geschichte. Versuch einer Einführung in das geschichtsbiologische Denken (1940) vor, was dieser als einmalige Entgleisung eingestand.

 

 

Werner Krauss <<<     >>> Germanistik


Zurück zum Inhaltsverzeichnis