Heidegger, Martin: Zu Ernst Jünger(Ausgabe: Leinen)Herausgegeben von Peter Trawny
Im Januar 1940 ruft er einen kleinen Kreis von Kollegen an der Freiburger Universität zu einer "Aussprache über Jünger" zusammen. Anläßlich dieser Zusammenkunft entstehen Texte, in denen Heidegger sein Verständnis von Jüngers wichtigen Einsichten in den Charakter der Zeit ausführlicher darlegt. Ihm gelten sie als unverzichtbar für die Erfassung der durch den Willen zur Macht und der Technik geprägten, aus den Fugen geratenen Epoche. Zugleich unterzieht er sie einer destruierenden und zuweilen entschieden polemischen Deutung. Noch Jahre später, in der ersten Hälfte der Fünfziger Jahre, als Jünger weitere Schriften wie "Der Friede" oder "Über die Linie" veröffentlicht, ringt Heidegger mit der "Gestalt des Arbeiters", in der er den Nachfahren von Nietzsches Übermenschen erblickt. Der Band 90 von Heideggers Gesamtausgabe "Zu Ernst Jünger" enthält jene Aufzeichnungen der Dreißiger Jahre, die "Aussprache über Jünger" sowie ein Manuskript mit der Überschrift "Gestalt" aus dem Jahre 1954. Außerdem umfaßt er Randbemerkungen, die Heidegger in großer Zahl in zwei Handexemplaren von "Der Arbeiter", in Jüngers Essaysammlung "Blätter und Steine" sowie in "Über die Linie" überaus sorgfältig eingetragen hat. Zwei Faksimiles aus dem ersten "Arbeiter"-Handexemplar geben dem Leser einen unmittelbaren Eindruck des genauen Lesens. Der Band dokumentiert nicht nur Heideggers sehr entschlossen geführte Auseinandersetzung mit Jüngers aufmerksamen Analysen und programmatischen Stellungnahmen. Er gibt darüber hinaus einen Einblick in die Herkunft derjenigen Gedanken, die Heidegger später zu seiner Erörterung des "Gestells" ausbaute.
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