Herausgegeben von Peter Trawny
2., durchgesehene Auflage 2022. VI, 456 Seiten. Ln 58,00 €
ISBN 978-3-465-028833
Martin Heidegger Gesamtausgabe 95
Von 1931 bis zum Anfang der siebziger Jahre zeichnet Heidegger in vierunddreißig Wachstuchheften Gedanken und Gedankengefüge auf. Zuweilen – wie in den "Überlegungen" (GA 94–96) der dreißiger Jahre – stellen sie eine unmittelbare Auseinandersetzung mit der Zeit dar. Dann – wie in den "Vier Heften" (GA 99) vom Ende der vierziger Jahre – erweisen sie sich als philosophische Versuche, so dass die Schwarzen Hefte sich am ehesten als "Denktagebücher" bezeichnen lassen. Weil die Aufzeichnungen sich immer wieder der Nähe der Tagesereignisse aussetzen, zeigen sie sich in einem unverwechselbaren Stil. In den Schwarzen Heften scheint der Leser dem Denker so nahe zu sein wie sonst nie.
In den in diesem Band enthaltenen Notaten ist Heidegger auf dem Weg, seine Nähe zum Nationalsozialismus zu verlassen. Immer mehr erblickt er in ihm eine Verkörperung der "Machenschaft". Die Kritik an der Ideologie im Besonderen und Allgemeinen nimmt zu, d.h. ein seinsgeschichtliches Verständnis von Bolschewismus und Kommunismus wird ausgearbeitet. Auch der Nationalismus und die Rassentheorie werden als die Vollendung des abendländischen Subjekt-Denkens abgelehnt. Dennoch gerät hier zum ersten mal das Judentum auf problematische Weise in den Blick.
From 1931 up to the early seventies, Heidegger recorded fabrics of his thinking in thirty-four oilcloth notebooks, the so-called (and famously controversial) "Black Notebooks". While they sometimes discuss and expose themselves to the events of the day, these recordings also turn out to be something of a laboratory for philosophical experiments, so that, in their unmistakeable style, the "Black Notebooks" can best be described as philosophical diaries. In the notes making up this volume, Heidegger is on his way to abandon his closeness to and support of National Socialism. As time passes, Heidegger more and more detects in National Socialism an embodiment of "machination". Heidegger takes an increasingly critical stance towards ideology in particular and in general, resulting in the working out of an historical understanding of Bolshevism and Communism. Also, nationalism and racial theory are rejected as the consummation of Western subject-thinking. Nevertheless, here, for the first time, we witness Heidegger shifting the focus on Judaism in a problematically biased way.