Kontrafaktische Geschichtsdarstellung (Uchronie) in der Literatur
1997. 180 Seiten. 29,00 €
ISBN 978-3-465-02968-7
Analecta Romanica 57
Immer wieder haben Autoren den Versuch unternommen, Geschichte so zu erzählen, wie sie nicht gewesen ist. So gibt es etwa eine Reihe von Waterloo-Spekulationen, in denen die faktische Niederlage Napoleons in einen kontrafaktischen Sieg verwandelt wird. Begründer dieses Verfahrens ist der französische Neukantianer Charles Renouvier ("Uchronie"), der - anders als bestimmte Aufklärungsphilosophen - die Idee des Fortschritts nicht in die Zukunft, sondern in die Vergangenheit projizierte. Er schrieb eine Geschichte, "wie sie hätte sein können", wobei es ihm um den Nachweis der moralischen Freiheit des Individuums ging.
Dieses uchronische Darstellungsmuster hat in der Literatur des 20. Jahrhunderts (Stichwörter: Intertextualität, Postmoderne, Posthistoire) einen beispiellosen Erfolg gehabt. Gegenstand des Buches ist die historische und systematische Aufarbeitung des Phänomens der "erfundenen Vergangenheit" in literarischen Texten, die nicht nur der Romania, sondern auch Ländern wie Deutschland und England entstammen.