Christusfigurationen im Spätwerk Thomas Manns
2002. 364 Seiten. Ln 39,00 €
ISBN 978-3-465-03172-7
Thomas-Mann-Studien Band 25
Im Diskurs der Moderne avanciert die Lebensform Christi zu einem zentralen künstlerischen Selbstdeutungstopos. Leid, Selbstzweifel und Vereinsamung des modernen Künstlers sind in ihr ebenso vorgezeichnet wie das Bewusstsein einer exzeptionellen Berufung. Die aristokratischen und sozialrevolutionären, politischen und unpolitischen, ironischen und naiven, androgynen und homoerotischen Persönlichkeitsfacetten, die Jesus von Nazareth um die Jahrhundertwende zugeschrieben werden, disponieren ihn zu einer Spiegelfigur der künstlerischen Existenz. Christus gehöre unter die Dichter, schreibt Oscar Wilde.
Thomas Manns Werk entsteht in der Auseinandersetzung mit genuin modernen Spielarten der "Imitatio Christi" in der "Selbstkreuzigung" Friedrich Nietzsches, der christologischen Selbststilisierung Gerhart Hauptmanns und anderer zeitgenössischer Schriftsteller. Dass in der unmittelbaren Nachkriegszeit rigoros über die Religiosität oder den Atheismus Thomas Manns gestritten wurde, hat bis heute den Blick auf Präsenz und Funktion christologischer Motive in seinem Werk verstellt. Dieses Buch rückt Thomas Manns erzählerische Christusfigurationen als Form des "Self-Fashioning" in den Kontext der Moderne.