Herausgegeben von Ingeborg Schüßler
2010. XXII, 352 Seiten
ISBN 978-3-465-03671-5 Ln 49.00 €
ISBN 978-3-465-03670-8 kt 39.00 €
Martin Heidegger Gesamtausgabe 78
In diesem Band wird das undatierte Manuskript veröffentlicht, das Heidegger unter dem Titel Der Spruch des Anaximander verfasst hat. Bei der Bearbeitung stellte sich heraus, dass es sich nicht um eine Abhandlung, sondern um eine Vorlesung handelt, die Heidegger vermutlich in den späteren Sommer- und Herbstmonaten des Jahres 1942 geschrieben, aber nicht vorgetragen hat. Sie steht im Zeichen des Ereignisdenkens, wie er es nach den Beiträgen zur Philosophie (Vom Ereignis) (1936-38) (GA 65) vor allem in seinem Das Ereignis betitelten Manuskript (1941/42) (GA 71) weiter durchgeklärt hat.
So eröffnet sie die Reihe der Vorlesungen, die Heidegger während des Zweiten Weltkrieges den drei Denkern des ersten, griechischen Anfangs des abendländischen Denkens im Horizont des Ereignisdenkens gewidmet hat und bildet mit der von ihm im Wintersemester 1942/43 unter dem Titel Parmenides gehaltenen Vorlesung (GA 54) und den beiden von ihm in den Sommersemestern 1943 und 1944 gehaltenen Vorlesungen zu Heraklit (GA 55) gleichsam eine Trilogie. Sie will nicht die historisch-philologisch exakte Wiedergabe eines objektiv festliegenden Inhalts des "Spruches" des Anaximander, sondern die produktive Erschließung der in ihm verwahrten, verborgenen (und vergessenen) Möglichkeiten sein, die dem abendländischen Denken zwar noch vorbehalten sind, ihm aber gerade im Zeitalter der "Verendung" der "Metaphysik" und der Verwüstung der Erde in der Stille schon zugesprochen sind. So spricht der "Spruch des Anaximander" aus dem "Ereignis" des sich (in seinen Möglichkeiten) er-eignenden "ersten Anfangs" in den gerade so sich eröffenden "anderen Anfang" hinein, der erst der eigentliche Anfang des sich in sein verborgenes Maß zurücknehmenden "Abendlandes" ist.