Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie
von Uwe Jochum
Die politische Spaltung Deutschlands, die der vom Nationalsozialismus entfachte Weltkrieg hinterlassen hatte, bedeutete auch eine Spaltung des deutschen Bibliothekswesens. So konnte zwar das im Jahr 1884 gegründete Zentralblatt für Bibliothekswesen, dessen Erscheinen im Jahr 1944 hatte eingestellt werden müssen, seit dem Jahr 1947 wieder bei Harrassowitz in Leipzig veröffentlicht werden, zeigte aber schon im ersten Nachkriegsjahrgang derart deutliche Züge einer politischen Indienstnahme, dass man im Westteil Deutschlands schließlich im Jahr 1948 die Nachrichten für wissenschaftliche Bibliotheken ins Leben rief, die im Auftrag des Vereins Deutscher Bibliothekare bei Klostermann erschienen.
Auch wenn die Herausgeber der Nachrichten in ihrem Geleitwort zur ersten Ausgabe versicherten, sie wollten dem Zentralblatt keine Konkurrenz machen, wussten Insider doch, dass es sich hier nur um Kautelen handelte. Als daher die politische Spaltung Deutschlands manifest geworden war, ersetzte man im Jahr 1954 die Nachrichten durch die ebenfalls bei Klostermann erscheinende Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie (ZfBB), die die rasche Information, wie sie die Nachrichten geboten hatten, mit der Reflexion auf die Tradition des deutschen Bibliothekswesens verband. Während jedoch das Zentralblatt der Buch- und Bibliotheksgeschichte verbunden blieb, widmete sich die ZfBB immer stärker Fragen der Datentechnik und des Bibliotheksmanagements und überließ die historischen Fragestellungen anderen bibliothekarischen Fachzeitschriften.
Eine Reintegration dieser unterschiedlichen Schwerpunkte kündigt sich seit 1991 an, als man die ZfBB mit dem Zentralblatt für Bibliothekswesen im Verlag Vittorio Klostermann unter dem Titel Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Vereinigt mit Zentralblatt für Bibliothekswesen zusammenführte und der Herausgeber dem ersten wiedervereinigten Jahrgang ins Stammbuch schrieb: "Die Themenschwerpunkte werden über die bisher behandelten Bereiche hinaus auch wieder stärker Beiträge zur Buchkunde und zur Bibliotheksgeschichte berücksichtigen und damit nicht nur an eine frühere Tradition des Zentralblatts anknüpfen, sondern auch einer heutigen Entwicklung im Bibliothekswesen Rechnung tragen."
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