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Romanistik/Anglistik

 

Hugo Friedrich (1904–1978)
Von Frank-Rutger Hausmann

 

      Hugo Friedrich  (1904–1978)
      Hugo Friedrich  (1904–1978)
© privat

Die Romanistik spielte im ersten Gesamtprogramm des Verlags noch keine Rolle. Der erste einschlägige Titel (Drei Klassiker des französischen Romans. Stendhal – Balzac – Flaubert) aus dem Jahr 1939 stammt von Hugo Friedrich. Hier zeigte sich sogleich, dass der Verleger bei der Auswahl seiner romanistischen Autoren einen guten Griff getan hatte und jungen Gelehrten, die noch am Anfang ihrer Laufbahn standen, eine Chance bot.

Mit Hugo Friedrich, der gerade erst einen Ruf nach Freiburg i.Br. erhalten hatte, band er einen Wissenschaftler an sich, der einmal einer der bedeutendsten deutschsprachigen Romanisten seines Jahrhunderts werden sollte. Sein Ruhm gründete nicht zuletzt in seinem brillanten Stil und seiner fasslich-eleganten Darstellungsweise selbst höchst komplexer Sachverhalte, wodurch er auch dem Fach eher fernstehende Leser anzog. Die Drei Klassiker erreichten bis zum Jahr 1980 immerhin acht Auflagen und wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Während Die Rechtsmetaphysik der Göttlichen Komödie (1942) infolge der Kriegswirren nur wenig beachtet wurde, war den Epochen der Italienischen Lyrik (1964) wiederum ein größerer Erfolg beschieden. Sie wurden ins Italienische übersetzt, was eine besonders hohe Auszeichnung bedeutete, da diese Ehre nur ganz wenigen deutschen Italianisten zuteil geworden ist. Den Montaigne (1949) brachte Friedrich bei Francke in Bern heraus. Dies schien ihm in der unmittelbaren Nachkriegszeit wohl sicherer. Der Verlag von Vittorio Klostermann war im Krieg von Frankfurt am Main nach Freiburg i.Br. ausgelagert und 1944 aus der Liste der in Deutschland noch erwünschten Verlage gestrichen worden. Er konnte zwar im Herbst 1945 mit einer Lizenz der amerikanischen Militärregierung seine Arbeit wieder aufnehmen, aber die Kommunikation von der französischen zur amerikanischen Zone war beschwerlich, die neutrale Schweiz von Freiburg i.Br. aus nicht allzu weit entfernt und ein sicherer Publikationsort. Die Struktur der modernen Lyrik (1957), Friedrichs größter Erfolg, gehörte zu einer von seinem Freund Ernesto Grassi betreuten Reihe der Rowohlt-Enzyklopädien. Da jedoch drei der fünf anerkanntesten Monographien Friedrichs bei Klostermann erschienen, kann man ihn mit Fug und Recht den ersten romanistischen Hausautor nennen. Friedrich behandelte nur wichtige Klassiker, die seiner Meinung nach allein einer ausführlichen Würdigung wert waren. Dabei versuchte er, von Einzelbeobachtungen zu übergreifenden Strukturen zu gelangen: Die Drei Klassiker waren Vertreter des Realismus.

Friedrich wurde vermutlich durch seinen Heidelberger Freund Benno von Wiese oder, noch wahrscheinlicher, durch seinen Kölner Mentor Herbert Schöffler, der bereits seit 1936 Autor bei Klostermann war, an den Verlag vermittelt. Schöffler hielt auch über den aus seiner Professur wegen "jüdischer Versippung" vertriebenen Eugen Lerch schützend die Hand und ermunterte den Verleger, dessen damals viel diskutierte Begriffsgeschichte Das Wort "Deutsch". Sein Ursprung und seine Geschichte bis auf Goethe (1942) zu publizieren.

Freundschaften spielen bei der Einwerbung von Verlagsautoren immer eine große Rolle. Den größten Gefallen erwies Hugo Friedrich dem Verleger jedoch unzweifelhaft mit der Vermittlung von Fritz Schalk in Köln, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband, die allerdings auch nicht ohne starke Rivalität war. Alle Bücher Friedrichs durchliefen Schalks Kritik, die mitunter recht harsch ausfallen konnte. In mehreren Fällen bewahrte Schalk Friedrich nicht nur vor Irrtümern, sondern auch vor Konzessionen an den Zeitgeist, so in seinem bei Felix Meiner erschienenen Descartes-Bändchen.

 

 

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