Geschichte eines Feindbilds in der Frühen Neuzeit
2020. XVI, 772 Seiten. Ln 79,00 €
ISBN 978-3-465-01314-3
Das Abendland N.F. Band 44
Auch als erhältlich
Schon lange, bevor es Atheisten im heutigen Wortsinn gab, wurde über den Unglauben oder die Gottlosigkeit geschrieben und vor den angeblich damit verbundenen Gefahren gewarnt. Die Studie folgt der Hypothese, dass es sich nicht um eine präzise Bezeichnung für reale Personen handelte, sondern um ein Feindbild, das verschiedensten Zwecken dienen konnte. Es blieb für mehr als 200 Jahre konstant und trat unter verschiedenen Bezeichnungen auf. Ob Atheist, Politicus, impius, Epikureer, Religionsspötter oder Freigeist: Von der Reformationszeit bis zur Aufklärung lässt sich durchgehend die Spur dieses Vorstellungskomplexes verfolgen, anhand dessen sich eine im Wandel befindliche Gesellschaft über ihre eigenen Grundlagen verständigte. Führende Geister aus mehreren Epochen nahmen daran teil. Sie kommen hier in zahlreichen Einzelanalysen zu Wort. Die Annahme, dass allein die Orthodoxie gegen den ›Unglauben‹ kämpfte, muss endgültig als überholt gelten.
"Die Lektüre der ideensprühenden und glänzend geschriebenen siebenhundert Seiten ist eine wahre Lust. Und es steht außer Zweifel, dass dieses Buch für lange Zeit das Standardwerk zu dieser für die Aufklärung zentralen Thematik bleiben wird."
Winfried Schröder, Das 18. Jahrhundert
"Aus der Sicht der Frühen Neuzeit stand der Atheismus zuallermeist nicht auf Seiten der Vernunft, sondern der Unvernunft, der Macht der Affekte. […] Es gilt also einiges von vorschnellen Gleichsetzungen, wie der Vernunftgläubigkeit mit Aufklärung, zu revidieren; dazu hat Spiekermanns bedeutende Studie ein zuverlässiges Kompendium an die Hand gegeben."
Martin Mulsow, Frankfurter Allgemeine Zeitung
"Ein Standardwerk zur Geistes-, Kultur- und Religionsgeschichte der Frühen Neuzeit, das diszipinübergreifend intensiv studiert werden sollte. [...] Ein gewichtiger Band, der in keiner wissenschaftlichen Bibliothek fehlen darf und im Handapparat des Frühneuzeitforschers gute Dienste leisten wird."
Till Kinzel, Informationsmittel für Bibliotheken
Long before there were atheists in the modern sense of the word, people wrote about unbelief or godlessness and warned of the dangers supposedly associated with it. The study follows the hypothesis that “atheist” did not serve as a precise designation for real persons, but as an enemy image that could answer to a wide variety of purposes. It remained unchanged for more than 200 years and appeared under different names. Whether atheist, politicus, impius, epicurean, mocker of religion, or freethinker: this complex, by means of which a society in flux came to understand its own foundations, can be traced from the Reformation to the Enlightenment. Leading minds from several epochs participated in it. In this book they have their say in numerous individual analyses. The assumption that it was orthodoxy alone fighting against 'unbelief' must ultimately be considered obsolete.