Zwischen Fürstenwillkür und Menschheitswohl – Gottfried Wilhelm Leibniz als Bibliothekar

Herausgegeben von Karin Hartbecke
2008. 278 Seiten. Ln € 79.-
ISBN 978-3-465-03587-9
Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderband 95


Gottfried Wilhelm Leibniz leitete die Bibliothek der Hannoveraner Welfen vierzig Jahre lang bis zu seinem Tod 1716. Die Vision, dass eine Hofbibliothek nicht allein der Machtspiegelung ihres fürstlichen Besitzers, sondern zugleich der öffentlichen Wohlfahrt dienen möge, äußerte er in dieser Zeit wiederholt. Mit einer Erwerbungspolitik, die auf die enzyklopädische Repräsentanz allen verfügbaren Wissens zielte, schien Leibniz diese Vision erreichbar: Erst eine Bibliothek, die nicht einseitig den Belangen des Hofes dienstbar gemacht würde, könnte ihre Benutzer in die Lage versetzen, die noch nicht absehbaren theoretischen und praktischen Probleme der Zukunft zu lösen. Im Aufbau von Wissensspeichern als Teilen einer fortschrittsfördernden wissenschaftlichen Infrastruktur sah Leibniz eine zentrale Aufgabe des territorialen Wohlfahrtsstaates. Setzte Leibniz' Vision demnach auf die Vereinbarkeit von Staatsraison und Wissenschaft, so stellte sich dies Verhältnis in der Realität doch eher als ein Spannungsverhältnis dar. Die einseitige Vereinnahmung der Bibliothek für die fürstlichen Machtinteressen und die mangelnde Kontinuität, mit der Geld in die Pflege der Büchersammlungen floss, stellte ihn in der bibliothekarischen Praxis vor geradezu unüberwindliche Herausforderungen.

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