Jelavich, Peter: Kunstfreiheit: Eine deutsche Ideologie

Vom Naturalismus bis zur documenta fifteen
2025. 184 Seiten. Kt 19,90 €
ISBN 978-3-465-04673-8
​Klostermann / Nexus 111

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Die „Kunstfreiheit“ wird von deutschen Politikern und Kulturschaffenden oft und gern als hohes Gut gepriesen. Die Tatsache, dass das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland der Kunst ein höheres Maß an Freiheit zugesteht als Meinungsäußerungen, ist weltweit einmalig: Überall sonst wird Kunst unter genereller Ausdrucksfreiheit subsumiert, sie genießt keine Vorzugsbehandlung. Dieses Buch setzt ein am Ausgangspunkt des deutschen Sonderweges in Sachen Kunstfreiheit im 19. Jahrhundert, als die Kunst zwar für „frei“ erklärt wurde, in Wirklichkeit aber eng begrenzt war: Auf Grund des damals vorherrschenden ästhetischen Idealismus musste sie autonom und „interesselos“ sein, d.h. weder „unzüchtig“ noch politisch.

Mit der zunehmenden Politisierung und Erotisierung der Künste im 20. Jahrhundert sind aber die ursprünglichen Prämissen der „Kunstfreiheit” längst überholt. In mancher Hinsicht ist dies unerheblich: Die Meinungsfreiheit ist inzwischen so weit ausgedehnt, dass es nur noch selten nötig ist, sich auf ein zusätzliches Maß an Kunstfreiheit zu berufen. Die staatliche Subventionierung der Kunst kann jedoch zur Finanzierung von Werken führen, die Botschaften vermitteln, die den allgemeinen gesellschaftlichen Werten zuwiderlaufen. Die dadurch entstehende Problematik wird im letzten Teil des Bandes in Bezug auf Antisemitismus im Kulturbereich erläutert.


The ‘freedom of art’ is frequently praised by German politicians and creative artists as a great good. The fact that the Grundgesetz of the Federal Republic of Germany grants art a higher degree of freedom than expressions of mere opinion is unique in the world: Everywhere else, art is subsumed under general freedom of expression and does not enjoy preferential treatment. This book begins at the starting point of Germany's special path in terms of artistic freedom in the 19th century, when art was declared ‘free’ but was in reality strictly limited: Due to the aesthetic idealism prevalent at the time, it had to be autonomous and ‘uninterested’, i.e. neither ‘lewd’ nor political.

With the increasing politicisation and eroticisation of the arts in the 20th century, however, the original premises of ‘artistic freedom’ have eventually become outdated. In some respects, this is irrelevant: Freedom of expression has now been streched to such an extent that it is rarely necessary to invoke an additional measure of artistic freedom. However, state subsidisation of art can lead to the financing of works that convey messages that run counter to general social values. The resulting problem is explained in the last part of the volume in relation to anti-Semitism in the cultural sector.

 

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