Überlegungen zu einer flüchtigen Sprache
2025. 144 Seiten. Kt 22,80 €
ISBN 978-3-465-04680-6
Klostermann Essay 12
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Ein kurzer Blick oder ein langer, eine sich drehende Hand, ein nach vorn weisender oder sich zurückziehender Finger: Zahllos die Bewegungen, die wir während einer Unterhaltung ausführen, kaum minder zahlreich auch die Bedeutungen, die kleine Gesten haben können. Im Unterschied zur Sprache kaum kodifiziert, lässt sich ihr Sinn schwer festlegen - und doch kommt ein Gespräch ohne sie nicht aus. Gesten erinnern daran, dass der Mensch nicht nur einen Körper hat, sondern Körper ist. Gesten sind Körper in Artikulation, und die geht über die Möglichkeiten der gesprochenen Sprache weit hinaus. Gesten beginnen, wo Worte enden, sie eröffnen einen Weg zum kaum Sagbaren. Ob Alltag, Politik oder Kunst: In seinen Gesten tritt der Körper auf die Bühne, entfaltet einen Sinn, von dem die Sprache nichts weiß.
A short glance or a long one, a turning hand, a finger pointing forwards or withdrawing: the movements we perform during a conversation are countless, and the meanings that small gestures can have are no less numerous. Unlike language, this meaning is hardly codified and difficult to define – and yet a conversation cannot do without them. Gestures remind us that a person not only has a body, but is a body. Gestures are bodies in articulation, and this goes far beyond the possibilities of spoken language. Gestures begin where words end, they open up a path to the barely utterable. Whether in everyday life, politics or art: in its gestures, the body takes to the stage, unfolding a meaning that language knows nothing about.
