Renz, Ursula: Die Erklärbarkeit von Erfahrung

Realismus und Subjektivität in Spinozas Theorie des menschlichen Geistes
2., um ein Nachwort erweiterte Auflage 2020. 372 Seiten. Kt 34,00 €
ISBN 978-3-465-04533-5
Klostermann Rote Reihe 127

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Hinter Spinozas Ethik steht eine ebenso simple wie programmatische Überzeugung: Subjektive Erfahrung ist erklärbar, und ihre gelungene Erklärung ist von ethischer Relevanz. Denn sie macht uns klüger, freier und glücklicher. Dies ist die programmatische Überzeugung, die hinter Spinozas Ethik steht und zahlreiche der darin vorgebrachten Thesen motiviert. Ursula Renz zeigt, welche eine Theorie des menschlichen Geistes diesem Programm zugrunde liegt.

Als entscheidender Schachzug erweist sich die in der Architektur der Ethik angelegte systematische Unterscheidung von Theorieteilen: Auf einen Theorieteil, der sich mit Fragen der Ontologie des Mentalen befasst, folgt mit der Definition des menschlichen Geistes eine Art Subjekttheorie, welche wiederum von einem mit der Konstitution von Inhalten befassten Theorieteil getrennt ist. Dieser Aufbau macht es möglich, verschiedene bei der Erklärung von Erfahrung auftauchende Probleme getrennt zu behandeln. Im Endeffekt gelingt es Spinoza, sowohl Reduktionismen als auch Skeptizismen bereits im Ansatz zu vermeiden. So werden zwei Intuitionen zusammen geführt, die oft für unvereinbar gehalten werden: einerseits die Auffassung, dass Erfahrung etwas irreduzibel Subjektives sei, andererseits die Annahme, dass es bessere und schlechtere Erklärungen von Erfahrungen gibt.

"Ursula Renz setzt mit ihrer ebenso scharfsinnigen wie kenntnisreichen Argumentation Maßstäbe für die Auseinandersetzung mit Spinozas Ethik."
Johannes Haag, Deutsche Zeitschrift für Philosophie

"Wie kaum eine andere Untersuchung bietet die subtile Studie nicht nur erhellende Interpretationsvorschläge für notorische dunkle Passagen der Ethik, sondern wirft einen neuen Blick auf das gesamte Buch."
Dominik Perler, Archiv für Geschichte der Philosophie


Spinoza's ethics is grounded by a conviction which is as simple as it is programmatic: Subjective experience can be explained, and its successful explanation is of ethical relevance. For it makes us smarter, freer and happier. This is the programmatic conviction behind Spinoza's ethics and motivates many of the theses it puts forward. Ursula Renz shows which kind of a theory of the human mind informs this program.

The systematic differentiation of theory parts in the architecture of ethics proves to be a decisive move: A theory part that deals with questions of the ontology of the mental is followed by a definition of the human mind as a kind of subject theory, which in turn is separated from a theory part dealing with the constitution of content. This structure makes it possible to deal separately with different problems that arise in the course of the explanation of experience. In the end, Spinoza succeeds in avoiding both reductionisms and skepticisms right from the start. In this way, two intuitions are brought together that are often considered incompatible: on the one hand, the view that experience is something irreducibly subjective, and on the other hand, the assumption that there are better and worse explanations of experience.


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