Coriando, Paola L.: Individuation und EinzelnseinNietzsche - Leibniz - Aristoteles
Nietzsches Individuationsgedanke wird einerseits im Willen zur Macht als dem ontologischen principium individuationis der perspektivisch zerstreuten Realität geortet, andererseits - anhand einer Neulektüre zentraler Nachlass-Stellen - in dem "abgründlichsten Gedanken" der ewigen Wiederkunft des Gleichen, der eine ethische (im Sinne Nietzsches: "esoterische") Selbstpositionierung des Menschen vor dem Ganzen des Seienden erfordert. Als zweite Station erörtert die Untersuchung Leibnizens monadologische Theorie einer absoluten Individualität in ihren ontologischen Wesenszügen und im Hinblick auf das daraus erwachsende moralische Postulat einer universellen Harmonie, mit dem Leibniz die unter umgekehrten Vorzeichen auch Nietzsches Denken umtreibende Frage nach dem ontologisch-ethischen Verhältnis von Perspektivität und (möglicher oder negierter) Totalität beantwortet. Mit der Thematisierung des aristotelischen Individuationsgedankens wird die Individuationsfrage in ihren maßgeblich gewordenen Ursprung zurückverfolgt. Besprochen werden u.a. die Frage nach der Bestimmbarkeit des Einzeldings als erster ousia, die entelechiale Wesensverfassung des Lebens, die Struktur des bestimmend-eingrenzenden logos sowie die Möglichkeit einer ethischen Selbstindividuation des Menschen im Spiel von Entgrenzung und Selbsthaltung.
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