Werz, Michael: Grenzen der SäkularisierungZur Entstehung der Ideologiekritik
Der aufklärungsphilosophische Versuch, die Funktionen der Religion in einer vernünftigen Moral aufzuheben, belegt Selbstbewusstsein wie auch Selbstüberschätzung dieser Epoche. Im Rückblick wird die aufklärerische Vorurteilskritik als Subgeschichte bürgerlichen Denkens, als theoretischer Ausdruck neuer sozialer und geschichtlicher Beziehungen interpretierbar. Diese Traditionslinien wurden wiederbelebt, als Max Horkheimer und Theodor W. Adorno sich nach ihrer Rückkehr aus dem amerikanischen Exil im Frankfurter Institut für Sozialforschung erneut über die Aktualität der Ideologiekritik auseinandersetzten. Vor dem Hintergrund der Erfahrungen des 20. Jahrhunderts konnte freilich nicht mehr ungebrochen auf die Aufklärungstraditionen zurückgegriffen werden. Die damaligen Diskussionen über das Neue der Ideologie bieten Ansatzpunkte einer aktuellen Kritik von Alltagsreligion und ethnischem Nationalismus.
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