Karthaus, Ulrich: Poetische TheologieÜberlegungen zu Thomas Mann
Die Verspätung, mit der die Theologie dies wahrgenommen hat, ist verständlich, wenn man sich vor Augen hält, dass Thomas Mann sich als modernen Dichter verstand; seine Dichtungen waren ihm nicht Vehikel zum Transport von Überzeugungen und Ansichten, die auch außerhalb der Dichtung gelten und diskutiert werden. Thomas Mann ist ebensowenig ein Prediger wie ein "Seher" der womöglich mit dem Geistlichen konkurrieren will; er erzählt Geschichten, die den Leser anregen, über Fragen nachzudenken, die seine Figuren bewegen. Dieses Buch des Germanisten Ulrich Karthaus unternimmt eine Gesamtdarstellung der "poetischen Theologie" Thomas Manns - von den "Buddenbrooks" bis hin zum späten Werkplan "Luthers Hochzeit". "Karthaus hat unter souveräner Kenntnis des literarischen Werkes, der Sekundärliteratur und der maßgebenden theologischen Schriften die eminent wichtige Bedeutung der Theologie für Thomas Mann dargelegt. [...] Die Fragen zu Thomas Manns literarischer Theologie, die Urlich Karthaus mit seinem eindrucksvollen Opus Magnum erörtert hat, [bleiben] weiterhin eine Herausforderung für die Germanistik." "Karthaus schafft es mit seiner kenntnisreichen Studie, die Relevanz eines bisher unterschätzten Themenkomplexes zu verdeutlichen. Inder er die Bedeutung des Theologischen nicht allein in motivischen und biographischen Zusammenhängen ergründet, sondern darüber hinaus den sozialgeschichtlichen Hintergrund von Religiosität zur Zeit Thomas Manns und die Umsetzung in seinen Werken vor Augen führt, verhilft er dem Stellenwert des Themas zu besonderer Transparenz. [...] [Die Studie] dürfte sich als anschlussfähig und grundlegend für weitere Studien erweisen, die sich der religiösen und theologischen Dimension bei einem der größten Schriftsteller des zwanzigsten Jahrhunderts widmen."
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