Spahn, Philipp N.: Die Bibel als Norm?

Das Ringen um das Recht der Kirche in Streitschriften aus der Zeit des Investiturstreits, ca. 1050–1140
2022. X, 416 Seiten. Kt 89,00 €
ISBN 978-3-465-04544-1
Studien zur europäischen Rechtsgeschichte 335

Auch als kloster_ebook_symbol_40pix.jpg erhältlich


Tiefgreifende Veränderungen im Umgang mit Texten führten um 1100 zu einer methodengeschichtlich relevanten Wende im Recht. Von dieser sind die biblischen Texte, obschon von der rechtshistorischen Mediävistik weitgehend unbeachtet, nicht ausgenommen. In diese Lücke stößt die Untersuchung. Am Beispiel früher kirchlicher Rechtsliteratur wird aufgezeigt, welche Bedeutung dem Ringen um das rechte Verständnis der biblischen Texte für die Verwissenschaftlichung des kirchlichen Rechts einerseits und der Bibel für das Recht der Kirche andererseits zukam. Unter anderem wurde im Streit um biblische und andere normative Texte die Gewohnheit als zentrale Denkfigur frühmittelalterlichen weltlichen Rechts zugunsten der Wahrheit als Paradigma einer neuen Zeit verdrängt, das keineswegs nur die Kirche und ihr Recht nachhaltig beeinflusste. Die Arbeit wurde 2022 mit dem Friedrich-Sperl-Preis (zur Förderung der Geisteswissenschaften) durch den Verein der Freunde und Förderer der Goethe-Universität Frankfurt am Main ausgezeichnet.

"[Der Autor beweist] eine sehr fundierte Kenntnis des umfangreichen Quellenmaterials, die sowohl durch die Zahl der betrachteten Texte als auch durch den Detailreichtum seiner Beobachtungen beeindruckt. [...] Durch die konzentrierte Textarbeit gelingt es dem Autor [...], nicht nur die zentrale rechtsgeschichtliche Bedeutung der Bibel herauszustellen, sondern auch neue Einblicke in die Arbeitsmethoden der Autoren, Argumentationslogik der Texte und intertextuelle Dynamiken zu gewinnen, von denen zukünftige Betrachter:innen des Investiturstreits sicherlich profitieren werden."
H-Soz-u-Kult (hier auch die vollständige Besprechung des Buches)


Around 1100, profound changes in dealing with texts brought about a methodological-historical turn in law. It proved instrumental in advancing the scientification of ecclesiastical law. Although they have remained largely unnoticed by mediaevalist law history, the biblical texts are not exempt from these changes. This study enters into this gap. Choosing dispute literature as an example, it shows the importance of the struggle for the correct understanding of the biblical texts for the scientification of ecclesiastical law on the one hand and of the Bible for the law of the church on the other hand. Moreover, in the dispute with and about the biblical texts, a turning away from custom as the central figure of thought of early medieval secular law is in the offing. Truth became the paradigm of a new age, exerting a crucial influence on the process of change of the church and its law.


Leseprobe_Bild

 

89,00
Auch diese Kategorien durchsuchen: Lieferbare Titel Rechtswissenschaft, Studien zur europäischen Rechtsgeschichte